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Recommended Citation
Skare, Roswitha
(1997)
"Warum sollen norwegische Studenten DDR-Literatur lesen? Einige Überlegungen zu Erfordernis und Vermittlung von DDR-Literatur im "Grundstudium Deutsch","
GDR Bulletin:
Vol. 24:
Iss.
1.
https://doi.org/10.4148/gdrb.v24i0.1213
References
1. Dabei handelt es sich um Lehrbücher sowohl für den Anfänger- als auch für den Fortgeschrittenenunterricht, erschienen in den Jahren 1985 bis 1992.
2. Im Lehrplan für die weiterführende Schule heißt es dazu: "Das verwendete Textmaterial sollte sowohl Belletristik als auch Sachprosa enthalten. Von diesen Texten sollte mindestens ein Drittel und höchstens die Hälfte Sachprosa sein. Ein Teil der Sachprosatexte soll vom täglichen Leben und von den kulturellen und gesellschaftlichen Verhältnissen in den deutschsprachigen Ländern handeln. In die literarische Textauswahl sollten sowohl Prosa als auch Lyrik eingehen und dabei in erster Linie Texte des 20. Jahrhunderts. Die Schüler sollten Texte aus dem gesamten deutschsprachigen Gebiet lesen." Zitiert nach Læreplan for den videregående skole, Del 2: Felles allmenne fag (Oslo: n.p., 1991). 361. Übersetzung R.S.
3. Diese Aussagen stützen sich auf persönliche Erfahrungen aus Gesprächen mit Studenten und Lehrern.
4. In den letzten Jahren fanden an der Universität Tromsø zahlreiche Lehrerfortbildungsveranstaltungen statt, die u. a. versuchten, diese Lücken zu schließen und den Lehrern nicht nur neue Fakten, sondern auch Ideen zur Unterrichtsgestaltung zu vermitteln.
5. Der Pflichtlektürekanon im "Grundstudium Deutsch" an der Universität Tromsø wird seit einiger Zeit diskutiert und kann durchaus demnächst revidiert werden. In diesem Zusammenhang verstehe ich meine Überlegungen auch als Diskussionsbeitrag.
6. Vgl. dazu Jurek Becker, "Die Wiedervereinigung der deutschen Literatur," Spätmoderne und Postmoderne. Beiträge zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, hrsg. v. Paul Michael Lützeler (Frankfurt am Main: Fischer, 1991) 23-35.
7. Diese Bezeichnung stammt von Karl Mickel und ist hier zitiert nach Frank Hömigk: "Die Literatur bleibt zuständig: Ein Versuch über das Verhältnis von Literatur, Utopie und Politik in der DDR - am Ende der DDR," The Germanic Review LXVII.3 (1992): 103.
8. Vgl. dazu Egbert Meyer: DDR-Literatur in Westdeutschland. Literaturwissenschaftliche, schulische und feuilletonistische Rezeption literarischer Prosa aus der DDR, Europäische Hochschulschriften: Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur 1466 (Frankfurt am Main: Peter Lang, 1994). Meyers rezeptions ästhetische Studie gibt eine gute Übersicht zur historischen Entwicklung dieser Problematik. Vgl. auch Rainer Rosenberg, "Was war DDR-Literatur? Die Diskussion um den Gegenstand in der Literaturwissenschaft der Bundesrepublik Deutschland," Zeitschrift für Germanistik NF 1.1 (1995): 9-21 und Ursula Heukenkamp, "Eine Geschichte oder viele Geschichten der deutschen Literatur seit 1945? Gründe und Gegengründe," Zeitschrift für Germanistik NF 1.1 (1995): 22-37.
9. Zur Literaturgeschichtsschreibung gibt es in den meisten Einfuhrungswerken in die Literaturwissenschaft eine Überblicksdarstellung. Vgl. dazu z. B. Jan- Dirk Müller, "Literaturgeschichte/Literaturgeschichtsschreibung," Erkenntnis der Literatur: Theorien, Konzepte, Methoden der Literaturwissenschaft, hrsg. von Dietrich Harth und Peter Gebhardt (Stuttgart: Metzler, 1982) 195-227 oder Miltos Pechlivanos, "Literaturgeschichte(n)," Einführung in die Literaturwissenschaft, hrsg. von Miltos Pechlivanos u. a. (Stuttgart: Metzler, 1995) 170-181. Zum Prozeß der Kanonbildung siehe Aleida und Jan Assmann, Hrsg., Kanon und Zensur. Beiträge zur Archäologie der literarischen Kommunikation II (München: Fink, 1987).
10. Vgl. dazu auch Hans Robert Jauß, "Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft," Literaturgeschichte als Provokation (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1970) 144-207 und Wolfgang Iser, Die Appellstruktur der Texte: Unbestimmtheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa (Konstanz: Universitätsverlag, 1970). Jauß und Iser setzen den Leser in das Zentrum ihrer rezeptionsästhetischen Überlegungen. Damit markieren sie nicht nur einen Bruch mit den herrschenden Theorien dieser Zeit, den ahistorischen strukturalistischen Theorien, sondern auch einen Paradigmenwechsel innerhalb der Literaturwissenschaft.
11. Vgl. dazu Manfred Behn, "Neuere Gesamtdarstellungen der Geschichte der DDR-Literatur," Der Deutschunterricht 48.4 (1996): 88-91.
12. Wolfgang Emmerich, Kleine Literaturgeschichte der DDR. Erweiterte Neuausgabe (Leipzig: Kiepenheuer, 1996).
13. Emmerich 17.
14. Vgl. dazu auch Karl Deiritz u. Hannes Kraus, Hrsg., Verrat an der Kunst? Rückblicke auf die DDRLiteratur (Berlin: Aufbau, 1993). Im Vorwort heißt es zum Projekt des Buches: "Auf welche Weise konstituiert sich ein neuer Blick auf den alten Text? Besseres Wissen aus dem Abstand der Jahre, ein - geschärfter? - Blick durch die Wenden der Geschichte oder nur Besserwissen ... Wir stellten die Frage: Welches Werk der DDR-Literatur könnte Sie reizen, es neu zu lesen" (9f.).
15. Ivar Sagmo, "Was kann der Auslandsgermanist in seinen Literaturkursen von deutscher Wirklichkeit vermitteln? Zum Kanonproblem interkultureller Germanistik," Alois Wierlacher, Hrsg., Perspektiven und Verfahren interkultureller Germanistik. Akten des 1. Kongresses der Gesellschaft für Interkulturelle Germanistik (München: Judicium Verlag, 1987) 283-287, hier S. 286.
16. Sagmo 286.
17. Harold Blooms The Western Canon: The Books and School of the Ages (New York: Harcourt Brace, 1994) und die Jahrhundert-Edition des Bertelsmann Clubs sind Beispiele für Kanonisierungsversuche der Weltliteratur. Die DDR-Bibliothek des Leipziger Verlages Faber & Faber versucht, die DDR-Literatur in 40 Bänden zu kanonisieren.
18. Monika Maron, Stille Zeile sechs (Frankfurt am Main: Fischer, 1991). Im folgenden wird aus der Taschenbuchausgabe des Fischer Verlages zitiert.
19. Vgl. dazu den Forschungsbericht von Reinhard Hillich u.a., Hrsg., "DDR-Literatur in der nationalen und internationalen Literaturgeschichtsschreibung," Zeitschrift für Germanistik 10.1 (1989): 45-70 und Gerd Labroisse, "Diskussion zum Forschungsbericht 'DDRLiteratur in der Literaturgeschichtsschreibung,'" Zeitschrift für Germanistik 11.6 (1990): 698-702.
20. Ursula Heukenkamp spricht in einem Artikel aus dem Jahre 1991 davon, daß man von DDR-Literatur nach 1976, also dem Jahr der Biermann-Ausbürgerung, nur noch bedingt sprechen kann. Zu groß sei die Zahl der inzwischen in der Bundesrepublik lebenden DDRSchriftsteller. Vgl. dazu Ursula Heukenkamp, "Soll das Vergessen verabredet werden? Eigenständigkeit und Eigenart der DDR-Literatur," Aus Politik und Zeitgeschichte 41-42 (1991): 8.
21. Vgl. dazu Hans Mayer: "Auf der Suche nach einer verlorenen Literatur. Deutsche Literatur nach zwei Weltkriegen." In: Literatur und Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Neue Tendenzen der Gegenwartsliteratur, DAAD-Forum 12 (Bonn: Deutscher Akademischer Austauschdienst, 1979) 13-34, besonders 29.
22. Interessanterweise schreibt Emmerich seine überarbeitete Literaturgeschichte der DDR-Literatur bis in das Jahr 1995 und kommt in diesem Zusammenhang auf die Einheit und Vielfalt der deutschsprachigen Literatur zu sprechen.
23. Erich Loest, Leipzig ist unerschöpflich. Über die vier Arten von DDR-Literatur heute, hrsg. v. Rektorat der Universität-Gesamthochschule-Paderborn (Paderborn: n.p., 1985) 20.
24. Siehe zu dieser Problematik auch Peter Langemeyer, "Wozu Literatur im Fremdsprachenunterricht? Einige Überlegungen zur Begründung und Vermittlung literarischer Texte im Fach Deutsch als Fremdsprache - mit Blick auf die interkulturelle Germanistik," Trekkfugl. Studien zur Didaktik Deutsch als Fremdsprache. Tagungsberichte und Arbeitsmaterialien zur Lehrerfortbildung in Norwegen, hrsg. v. Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaft, Universität Tromsø 1 (1994): 49-65.
25. Siehe dazu Jürgen Kocka, Vereinigungskrise. Zur Geschichte der Gegenwart, Kleine Vandenhoeck- Reihe 1576 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1995).
26. Ich denke hier an so unterschiedliche Werke wie Erich Loest, Nikolaikirche (Leipzig: Linden-Verlag, 1995); Thomas Brussig, Helden wie wir (Berlin: Volk und Welt, 1995); Kerstin Hensel, Tanz am Kanal (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1994), Christoph D. Brumme, Nichts als das (Berlin: M. Gatza, 1994); oder auch Kerstin Jentzsch, Seit die Götter ratlos sind (Berlin: Das Neue Berlin, 1994).
27. Interessant, an dieser Stelle aber nicht zu leisten, wäre eine Untersuchung zu Rosalinds literarischer Vorgeschichte in Marons Roman Die Überläuferin (Frankfurt am Main: Fischer, 1986). Vgl. dazu auch Ricarda Schmidt, "From Surrealism to Realism: Monika Maron's Die Überläuferin and Stille Zeile sechs," Women and the Wende: Social Effects and Cultural Reflections of the German Unification Process, ed. Elizabeth Boa and Janet Wharton, German Monitor 31 (Amsterdam: Rodopi, 1994) 247-255.
28. Vgl. dazu Helmut Peitsch, "Zur Geschichte von 'Vergangenheitsbewältigung': BRD- und DDRKriegsromane in den fünfziger Jahren." 1945-1995. Fünfzig Jahre deutschsprachiger Literatur in Aspekten, hrsg. v. Gerhard P. Knapp und Gerd Labroisse unter Mitarbeit von Anthonya Visser, Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik 38/39 (Amsterdam: Rodopi, 1995) 89-117.
29. Peitsch 116.
30. Ernst Toller, Gesammelte Werke, hrsg. v. John M. Spalek und Wolfgang Frühwald, Bd. 4: Eine Jugend in Deutschland (München: Carl Hanser Verlag, 1978) 222.
31. Tollers Drama Masse Mensch. Ein Stück aus der sozialen Revolution des zwanzigsten Jahrhunderts wurde 1920 uraufgeführt.
32. Christoph Hein: "Gutgemeint ist das Gegenteil von wahr." In: Sonntag 45 (1989): 3.
33. Vgl. dazu Christoph Hein, Horns Ende (Berlin: Aufbau, 1985) oder Hein, Der Tangospieler (Berlin: Aufbau, 1989).